Web-Seminar „Wasserstoff – Energieträger der Zukunft“: Ergebnisse der Online-Veranstaltung

Am 10. Juni 2021 führte PU das Web-Seminar „Wasserstoff – Energieträger der Zukunft“ durch. Die Thematik hat den „Nerv der Zeit“ getroffen, denn das Interesse von Wirtschaft und Wissenschaft war sehr groß; insgesamt haben 31 Personen teilgenommen.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden Michael Auer referierte der Branchenmanager Gerd Lüdeking (Energie Service Laß Lüdeking GmbH, Freiburg) zu allgemeinen und hoch aktuellen Gesichtspunkten des Themas „Wasserstoff“. Herr Lüdeking erläuterte das Ziel der Wasserstoff-Strategie der Bundesrepublik Deutschland bzgl. Bereitstellung von Wasserstoff als Beitrag zur Dekarbonisierung in Industrie, Verkehr und Wärmemarkt sowie den (energie-)politischen Rahmen. Außerdem gab er aufschlussreiche Erläuterungen zu Visionen, Herstellungsmöglichkeiten von Wasserstoff, Kosten und Wirtschaftlichkeit. Fest steht, dass der Einsatz von Wasserstoff eine Langfrist-Perspektive auf dem Weg zur emissionsfreien Wärme- und Stromversorgung eröffnet. Einzelheiten entnehmen Sie bitte im Detail der Präsentation.

Im Anschluss kam Jörg Lösing (Heek) zu Wort. Seinem Unternehmen ist es gelungen, Blockheizkraftwerke nicht nur für einen Betrieb mit anteiligem Wasserstoff zu ermöglichen, sondern eine Produktreihe für einen Betrieb mit 100%igem Wasserstoff zu entwickeln. Vorteil bei der neuen 2G-Technologieist ist, dass bestehende erdgas- oder biogasbetriebene Blockheizkraftwerke problemlos für den Betrieb mit Wasserstoff umgerüstet werden können. KWK wird dadurch zum fehlenden Puzzleteil der Energiewende, welche die Anforderungen nach Klimaneutralität auf der einen und Versorgungssicherheit auf der anderen Seite miteinander in Einklang bringt. Nähere Informationen dazu entnehmen Sie bitte der Präsentation.

Robert Bock (PLAGAZI, Oberndorf am Neckar) bekam danach die Möglichkeit, das hausinterne Verfahren PLAGAZI „Turning waste to green hydrogen” vorzustellen: Der patentierte PLAGAZI®-Prozess verwandelt jede Art von Abfall in grünen Wasserstoff durch Plasmavergasung. Der Produktionsprozess ist hochgradig energieautark durch die Wiederverwendung von 70% des gesamten Energiebedarfs und hat einen negativen CO2-Fußabdruck, während keine gefährlichen Nebenprodukte produziert werden.
Eine PLAGAZI HE-6000 Anlage behandelt 40.000 Tonnen Abfall pro Jahr und produziert bis zu 6.000 Tonnen grünen Wasserstoff. Das patentierte PLAGAZI-Verfahren kann bei der Behandlung von Abfällen mit hohem Gate Fee, wie z.B. deponiegebundenen oder schwer zu behandelnden Abfällen, Produktionskosten von unter 1 EUR pro kg H2 erreichen.
Der Prozess kann jede Art von Abfall behandeln, einschließlich Auto Shredder Reste, Reifen, Plastik, Windmühlenflügel, Haushalts-, Industrie-, Sonder- oder medizinische Abfälle (Näheres s. Präsentation).

In der anschließenden Diskussion wurden Fragen wie bspw. nach der Qualität des H2 sowie den damit zusammenhängenden „Farben“ geklärt: die Qualität ist immer gleich und die „Farben“ beziehen sich ausschließlich auf die Herstellungsart:

  • Grüner Wasserstoff. Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse von Wasser hergestellt, wobei für die Elektrolyse ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien zum Einsatz kommt. Unabhängig von der gewählten Elektrolysetechnologie erfolgt die Produktion von Wasserstoff CO2-frei, da der eingesetzte Strom zu 100% aus erneuerbaren Quellen stammt und damit CO2-frei ist.
  • Grauer Wasserstoff. Grauer Wasserstoff wird aus fossilen Brennstoffen gewonnen. In der Regel wird bei der Herstellung Erdgas unter Hitze in Wasserstoff und CO2 umgewandelt (Dampfreformierung). Das CO2 wird anschließend ungenutzt in die Atmosphäre abgegeben und verstärkt so den globalen Treibhauseffekt: Bei der Produktion einer Tonne Wasserstoff entstehen rund 10 Tonnen CO2
  • Blauer Wasserstoff. Blauer Wasserstoff ist demnach grauer Wasserstoff, dessen CO2 bei der Entstehung jedoch abgeschieden und gespeichert wird (Carbon Capture and Storage, CCS) oder zur Erzeugung von Kraft-, Treib- oder Grundstoffen verwendet wird (Carbon Capture and Utilization, CCU).
  • Türkiser Wasserstoff. Türkiser Wasserstoff ist Wasserstoff, der über die thermische Spaltung von Methan (Methanpyrolyse) hergestellt wurde. Anstelle von CO2 entsteht dabei fester Kohlenstoff. Voraussetzungen für die CO2-Neutralität des Verfahrens sind die Wärmeversorgung des Hochtemperaturreaktors aus erneuerbaren Energiequellen, sowie die dauerhafte Bindung des Kohlenstoffs.
  • Brauner Wasserstoff.  Brauner Wasserstoff entsteht aus der Vergasung von Kohle.
  • Roter Wasserstoff: Dieser Wasserstoff wird zwar klimaneutral erzeugt, allerdings mit Strom aus Kernkraftwerken, die ja Strom ohne CO2-Emissionen erzeugen. Dieser Ansatz wird zum Beispiel in Japan verfolgt, um den Heizungssektor mit Brennstoffzellenheizungen klimafreundlicher zu organisieren.

Fazit:
Wasserstoff – der vielseitige Energieträger für verschiedene Anwendungen – ist der Tausendsassa unter den Energieträgern mit einem breiten Spektrum an Einsatzmöglichkeiten. Handelt es sich um grünen Wasserstoff, der also klimaschonend aus erneuerbaren Energien hergestellt wird, eröffnen sich ganz neue Chancen, erneuerbare Energien auch in Bereichen einzusetzen, die bislang noch viel klimaschädliches CO2 ausstoßen.

Wasserstoff ist dauerhaft verfügbar, umweltverträglich in Herstellung und Anwendung und universell einsetzbar.