Neuer Horizont für Europa am 09.12.2020

An dieser virtuellen Informationsveranstaltung der Steinbeis 2i GmbH nahmen für PU Ingrid Müller und weitere 251 TeilnehmerInnen teil.

Nach einer kurzen Begrüßung durch die Moderatorin Dr. Petra Püchner (Europabeauftragte der Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg, Leiterin Steinbeis-Europa-Zentrum) wurden zwei Grußworte gesprochen von:

  1. Theresia Bauer MdL (Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg): Sie appellierte an alle, zunehmend in Kooperationen zu denken bzw. die Kräfte zu bündeln und somit nach neuen Finanzierungswegen zu suchen. Ausschließlich erwünscht ist grenzüberschreitende Forschung und Zusammenarbeit, um Transformationsprozesse in die Wege leiten zu können.
  2. Nicole Hoffmeister-Kraut MdL (Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg): Ihrer ausdrücklichen Meinung nach müsste der Blick mehr und mehr auf die Ziele und Missionen und nicht immer nur auf die Instrumente dafür (5G usw.) gerichtet werden. Die Instrumente müssten weiterentwickelt werden, um diese Ziele zu erreichen. Wichtig sei es nunmehr zu eruieren, welche Fördermöglichkeiten Horizont Europa im Innovationswettbewerb bietet, denn es gebe große Chancen des Profitierens. Wer jetzt nicht investiere, würde das Nachsehen haben beim Strukturwandel. Die KI sei von herausragender Bedeutung und Deutschland bzw. Europa müsse eigene digitale Lösungen und neue Technologien entwickeln, um sich nicht von China und anderen Global Playern abhängig zu machen.

Im Anschluss präsentierten und erklärten Vertreter der Europäischen Kommission die drei Säulen des neuen EU-Rahmenprogramms – Horizont Europa.

Erste Säule: Wissenschaftsexzellenz mit den entsprechenden Fördermöglichkeiten, dem Budget sowie dem Zeitablauf
Dr. Waldemar Kütt (Direktor der Exekutivagentur des Europäischen Forschungsrates, Europäische Kommission). Er bedauert, dass die Beteiligung von Baden-Württemberg leider rückläufig sei.

Zweite Säule: Globale Herausforderungen und industrielle Wettbewerbsfähigkeit Europas
Dr. Peter Dröll (Direktor, Generaldirektion Forschung und Innovation, Prosperität, Europäische Kommission). Er sprach über die Interventionslogik, die erwartete Wirkung und den Strategieplan. Der Entwurf des Strategieplans gilt für die ersten vier Jahre und umfasst vier Prioritäten:

  • Weltoffene Autonomie
  • Ökosysteme wiederherstellen
  • Nachhaltige Wirtschaft
  • Resilient, inklusiv, demokratisch

Auch er äußerte den Wunsch, dass sich die Beteiligung von Baden-Württemberg am Förderprogramm wieder steigern solle.

Dritte Säule: Innovatives Europa
Jean-David Malo (Direktor des Europäischen Innovationsrats, Generaldirektion Forschung und Innovation, Europäische Kommission)

Danach kam Dr. Ingmar Hoerr (Gründer CureVac AG, Mitglied EIC Advisory Board) zu Wort, da er bereits erfolgreich Fördergelder in Anspruch nahmen konnte. Er betonte, dass diese Förderprojekte sehr wichtig seien, da Forschungsleistungen zeit- und finanzintensiv sind. Ohne die öffentliche Hand wären seine und andere (hoch-)riskanten Entwicklungen nicht möglich. Der öffentliche Sektor müsse vielmehr in Innovationen investieren, vorausschauend sein. Für eine erfolgreiche Antragsstellung gab er den Rat, die Vernetzung zu fördern (auch Privatpersonen) und eine Finanzierung nicht der EU allein zu überlassen was in den USA gang und gebe bzw. höchst erfolgreich sei.

Drei Erfahrungsberichte über europäische Projekte und deren Impulse aus Wissenschaft und Wirtschaft von Prof. Dr. Holger Puchta (Institutsleiter Botanisches Institut, Lehrstuhl für Molekularbiologie und Biochemie, Karlsruher Institut für Technologie), Prof. Dr. Katja Schenke-Layland (Direktorin, NMI Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut) und Silke Frauenhoffer (CFO, Amorph Systems GmbH)

Resümee: Auch wenn die Förderquote nicht hoch ist, die Bürokratie dagegen sehr, sollte man es immer wieder versuchen, seine Forschungsanträge einzureichen sowie ggf. auch nochmals überarbeiten und erneut einreichen. Der Aufwand lohnt sich!

Nach einer kurzen Mittagspause mit innovativem Unterhaltungsprogramm startete der Nachmittag mit Workshops zu den Themen:

  • Gesundheit
  • Klima, Energie, Mobilität
  • Kultur & Kreativität
  • Lebensmittel, Bioökonomie, natürliche Ressourcen, Landwirtschaft und Umwelt
  • Zivile Sicherheit für die Gesellschaft
  • Digitalisierung, Industrie und Weltraum
  • Förderinstrumente des Europäischen Innovationsrats (EIC) in Horizont Europa

Die Workshops wurden alle aufgezeichnet und sind downloadbar.

Am Workshop „Förderinstrumente des Europäischen Innovationsrats (EIC) in Horizont Europa“ unter Moderation von Dr. Annette Hurst (Steinbeis 2i GmbH) nahm PU teil und es gab allgemein einen sehr großen Zuspruch (118 TN!).

Inhalt:

  • Ausgangsposition des Antragstellers (Erfüllung von Kriterien)
  • sechs Ziele von Horizont Europa (europäischer Green Deal, digitales Zeitalter, Wirtschaft im Dienst der Menschen, stärkeres Europa in der Welt, Förderung der europäischen Lebensweise und neuer Schwung für die Demokratie in Europa)
  • Merkmale von Horizont Europa (von Grundlagenforschung bis Markteinführung – Abdeckung der gesamten Innovationskette, Einzel- und Verbundförderung, offene und themengebundene Ausschreibungen, Berührung vieler Wirtschaftszweige, Ansprache vieler unterschiedlicher Akteure) – güner – digitaler – innovativer – offener – resilienter – partizipativer!
  • Neuheiten gegenüber Horizont 2020 (Förderung bahnbrechender, disruptiver Innovationen)

Besonders ausführlich ging Annette Hurst ein auf:

  • Wo befindet sich das Vorhaben des Antragstellers innerhalb der Innovationskette (Förderoptionen decken den gesamten Innovationsprozess ab – siehe Präsentationen im Plenum am Vormittag zu den drei Säulen.)
  • Struktur Horizont Europa 2021-2027
  • Europäischer Innovationsrat (EIC) als „one-stop-shop“

 

Gliederung des EIC:

  • Pathfinder (20% Bewilligungsrate für Erstantrag oder überarbeiteten Neuantrag, offen für alle Organisationen bzw. KMU bleibt bestehen)
  • Transition (nur für Projekte, die bereits über FET-/ERC-Förderungen liefen)
  • Accelerator (für Einzelunternehmen – KMU – gedacht)
  • Other Actions (noch zu definieren)

Wichtiges zum EIC- Accelerator:

  • Zielgruppe: Start-up und KMU mit Wachstumsambitionen und auf der Suche nach einer substanziellen Finanzierung.
  • Mit innovativem Produkt (oder Dienstleistung oder Geschäftsmodell) zur Schaffung neuer Märkte und großem Marktpotenzial in Europa und weltweit.
  • Ab TRL (technischer Reifegrad) 5-6.
  • Vorhaben ohne ausreichende Investitionen von privaten Investoren, weil derzeit noch zu risikoreich.
  • Einzelförderung: Unteraufträge möglich.
  • Themen offen: zusätzlich thematische Ausschreibungen zu strategischen Herausforderungen.
  • Mischfinanzierung aus Finanzhilfe (Grant) und Fremdkapital (Investoren, Equity) als Unterstützung für abschließende Innovationsaktivitäten und Markteinführung.
  • 3-stufiger Antragsprozess: Kurzantrag, Vollantrag (umfassender Business Plan), Pitch vor Investoren.
  • Fördersatz 70%
  • Antragsberechtigung: KMU (weniger als 250 Mitarbeiter, Jahresumsatz von höchstens 50 Mio. Euro oder Jahresbilanzsumme von höchstens 43 Mio. Euro), MidCaps für Equity Only (bis 500 Mitarbeiter)
  • Budget: EIC Gesamtbudget 8,75 Mrd. Euro, 70% davon sollen an KMU ausgeschüttet werden

Tipps und Tricks zur Antragstellung:

  • Bevor Sie einen EU-Projektantrag stellen, lassen Sie Ihre Idee prüfen!
  • Zentrale Fragen: Welche Ziele werden verfolgt (Form, Zeitpunkt, Themenfelder)
  • Welche Informationen werden gebraucht (Call & Topic, inhaltliche Programmvorgaben, Struktur des Antrags)?
  • Ist die Zeit der Antragstellung ausreichend? (Man kann es nur richtig gut machen, wenn man genug Zeit hat – Vorlaufzeit mind. 10 Monate bzw. zwischen der Idee bis zum Start kann über ein Jahr vergehen!)

Abschließend wurde auf Möglichkeiten der Informationsbeschaffung bzw. der Beratung hingewiesen:

  • Checken Sie Ihre Idee auf innocheck-bw.de
  • Kostenfreie Beratung von KMU durch die Steinbeis 2i GmbH (30-jährige Erfahrung) sowie Unterstützung bei der Antragstellung du bei Korrekturen (Antragskonzeption, Antragsformulierung, Projektmanagement)

Links:

Kontakte:

Dr. Annette C. Hurst
Tel.: 0721/93519126, annette.hurst@steinbeis-europa.de

Samantha Michaux
Tel.: 0721/93519123, samantha.michaux@steinbeis-europa.de