EUSDR-Projekt „Beseitigung von Fremdstoffen in kompostierbaren Abfällen Ungarn/Baden-Württemberg“: Workshop in Budapest

Am 17. September waren die Vertreter der 21 Abfallregionen aus Ungarn eingeladen, im ungarischen Ministerium für Innovation und Technologie an der abschließenden Informationsveranstaltung zu unserem Projekt aktiv teilzunehmen. Ein großer Teil war dieser Einladung nach Budapest gefolgt, um sich informieren zu lassen bzw. zum Thema mit uns zu diskutieren.

Baden-Württemberg war vertreten durch (v.l.):

  • Martin Kneisel (Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft)
  • Ingrid Müller (Plattform Umwelttechnik)
  • Dr. Carla Cimatoribus (Hochschule Esslingen)
  • Dirk Kurzschenkel (Abfallwirtschaftsbetrieb Göppingen)
  • Ralf Müller (Biodegma GmbH)
  • Ulrich Hommel (AwiPlan-PPD GmbH)

Das Grußwort sprach Frau Dr. Anita Boros (Staatssekretärin im Ministerium für Innovation und Technologie Ungarn) und stellte fest, dass zwar in der Hauptstadt Budapest bereits mindestens 70% des kompostierbaren Grüngutabfalls einer Wiederverwertung zugeführt werden, dies allerdings in den anderen Teilen des Landes nicht annähernd erreicht werde. Sie gab bekannt, dass die Entwicklung einer Abfallstrategie in Arbeit sei und die Ergebnisse der Studie im Rahmen unseres EUSDR-Projektes mit Spannung erwartet würden.

Im Anschluss gab Herr Tibor Nemcsek (Geschäftsführer der NHSZ Abfallwirtschaft GmbH, Budapest) einen kurzen Abriss zu Geschichte und heutigem Zustand der Kompostierung sowie Grünabfallsammlung in Ungarn. Er führte aus, dass damit bereits ein Beitrag zur Abfallreduzierung geleistet werden konnte, die EU-Richtlinien allerdings noch nicht erfüllt würden. Wichtigste Aufgabe sei derzeit eine saubere Getrenntsammlung.

Herr Dr. László Aleksza (Generaldirektor der Profikomp Környezettechnika Zrt., Gödöllő) ergänzte danach mit seinem Referat zu den Herausforderungen in der ungarischen Kompostierung. Wichtiges Ziel sei, Kunstdünger einzusparen und damit auch die Wirtschaftlichkeit als wichtigsten Faktor der Kreislaufwirtschaft zu forcieren. Seit 2003 gebe es zwar eine entsprechende rechtliche Verordnung, deren Durchsetzung aber nicht genügend kontrolliert werde.

Bevor Frau Ingrid Müller (Netzwerkmanager der Plattform Umwelttechnik) die Inhalte und Ziele des EUSDR-Abfallprojektes dem Auditorium näherbrachte, stellte Herr Tibor Toth (Teamleiter der ZV Zöld Völgy Nonprofit Kft., Sajókaza) seine Kompostieranlage im Sajókaza Abfallwirtschaft Zentrum vor. Diese wurde im Rahmen eines Abfallprojekts errichtet, das mit 2,3 Mrd. HUF finanzieller Unterstützung in Nordungarn für 230.000 Einwohner und in Zusammenarbeit mit der Universität Debrecen entwickelt wurde. Die Anlage war im Jahr 2006 übergeben worden und arbeite seit 2007. Anfangs hätte es auch bereits ein Vermarktungskonzept für den Kompost gegeben, das aufgrund der ungarischen Gesetzgebung leider von 2009-2019 „pausierte“. Mit einer neu ausgerichteten Vermarktungsstrategie wurden in 2019 bislang eine Vermarktung von 3.000 t Kompost erzielt. Größtes Hindernis sei, dass eine Kompostgüteregelung bisher in Ungarn fehle.

Nach der Mittagspause kamen die deutschen Teilnehmer zum Zuge und referierten über Bedingungen sowie Voraussetzungen in der Abfallwirtschaft in Baden-Württemberg:

  • Herr Martin Kneisel: Abfallrecht – Umsetzung durch die Entsorgungspflichtigen
  • Frau Prof. Dr. Carla Cimatoribus: Datenerfassung in der Abfallwirtschaft und Strategieentwicklung
  • Herr Dirk Kurzschenkel: Umsetzung der Grünabfallsammlung im Landkreis Göppingen
  • Herr Ralf Müller: Technik zur Störstoffabscheidung bei der Kompostierung

Dabei wurde klar herausgestellt, dass der wichtigste Aspekt für die Akzeptanz bei der Bevölkerung die Öffentlichkeitsarbeit sei. Auf die Abhängigkeiten von Öffentlichkeitsarbeit, Art des Sammelsystems und Störstoffgehalte im Grüngut wurde eindrücklich hingewiesen. Voraussetzung für die Entwicklung einer flächendeckenden Grüngutaufbereitung und später auch einer (ergänzenden) Biogaserzeugung seien eine wissenschaftliche Herangehensweise (Entwicklung von Indikatoren und messbaren Kennzahlen), Störstoffentfernung durch Kontrolle bei Sammlung und Anlieferung sowie Abschätzung des „Für & Wider“ der zum Einsatz kommenden Technik. Abfallwirtschaft koste immer Geld; durch generierbare Einnahmen könne man allerdings eine gewisse Kostendeckung erzielen.

Abschließend animierte Frau Prof. Dr. Carla Cimatoribus das Auditorium zur Diskussion, was auch von einigen Teilnehmern gern genutzt wurde.

 

Dieses Projekt wird maßgeblich finanziell unterstützt durch das Staatsministerium sowie das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg.

Die Studie wird Ende des Jahres 2019 auf der PU-Homepage veröffentlicht und Interessenten sowie Beteiligten der Abfallverwertung zum Download zu Verfügung gestellt. Um diesem Projekt einen überregionalen Charakter zu verleihen, werden die Ergebnisse neben Deutsch auch in den Sprachen Ungarisch und Englisch veröffentlicht. Außerdem werden alle beteiligten Institutionen und Unternehmen sowohl auf ungarischer als auch baden-württembergischer Seite miteinander verlinkt.